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Im Sand klebt Schwarzes Gold



Das aus Bitumen gewonnene Erdöl fließt vor allem in die USA.

Fort McMurray - Im Norden der kanadischen Provinz Alberta lagern riesige Ölreserven. Bis zu 2,5 Billionen Barrel Schweröl und dickflüssiges Bitumen werden in den Ölsand-Feldern Nord-Albertas vermutet. Etwa 300 Milliarden Barrel können mit der heutigen Technologie gewonnen werden. Kanada gehört damit zu den ölreichsten Ländern der Welt. Die bisherigen und geplanten Investitionen kanadischer und internationaler Konzerne liegen bei 30 Milliarden Dollar.

Ein Tagebau in Kanada.

Etwa 55 Kilometer nördlich von Fort McMurray führt der Highway 63 über den Athabasca. Anfang der 80er Jahre wurde die Brücke gebaut, weil auf der anderen Flussseite Öl gefördert werden sollte. Das Projekt scheiterte. Die Brücke wurde im Volksmund zur „Brücke ins Nichts“. Jenseits war Niemandsland. Heute führt der Highway in die Minen des Athabasca-Ölfeldes, des größten der vier Ölsandgebiete Albertas. Konzerne wie Suncor oder Syncrude gewinnen hier aus dem dunklen, klebrigen, Bitumen enthaltenden Erdreich Petroleum oder bereiten die Ausbeutung vor. Fort McMurray ist das Zentrum der Ölsand-Industrie. Keine Stadt in Kanada wuchs in wenigen Jahrzehnten so rapide. Sind es 40 000 oder schon 45 000 Einwohner? Vor 40 Jahren lebten hier erst 1200 Menschen.

Vier große Reserven

Mike Ashar glaubt von Berufs wegen an die Zukunft der Ölindustrie. Als Vizepräsident von Suncor ist er verantwortlich für das „Project Millennium“, das 1997 verkündete Ausbauprogramm mit Investitionen von 3,4 Milliarden Dollar. „Trotz der Alternativen wie Wind, Sonnenkraft oder Ethanol braucht die Weltwirtschaft fossile Brennstoffe. Der Bedarf ist riesig. Diesen Bedarf müssen wir wirtschaftlich und umweltfreundlich decken“, sagt Ashar. Mit 75 Millionen Barrel pro Tag beziffert er den Weltbedarf, und die USA seien mit 16 Millionen Barrel der größte Abnehmer. Weltweit gebe es aber nur vier große Reserven: Naher Osten, Russland, Venezuela und eben die Ölsände Kanadas.

Das „Oil and Gas Journal“ nahm Ende 2002 eine Bewertung der Ölreserven der Welt vor und legte überraschende Zahlen vor: Die Reserven wurden um 181 Milliarden Barrel auf 1,213 Billionen Barrel hochgesetzt. „Der größte Teil dieses dramatischen Anstieg ist darin zu sehen, dass 175 Milliarden Barrel Schweröl in Albertas Ölsänden jetzt mitgerechnet werden“, stellt das US-Institut „Cambridge Energy Research Associates“ fest. Dabei wurden nur die Vorräte berücksichtigt, die mit dem Ölpreisniveau des vergangenen Jahres als „wirtschaftlich gewinnbar“ galten. Kanada steht jetzt auf Platz zwei der ölreichsten Ländern der Erde und verfügt über 15 Prozent der Weltreserven. Übertroffen wird es nur von Saudi-Arabien (35,4 Milliarden Tonnen); Irak (15 Milliarden Tonnen) fiel auf den dritten Platz zurück. Angesichts der Krise in Nahost und den Turbulenzen in Venezuela hat Kanada für die Ölversorgung eine strategische Bedeutung. Dies weckt Begehrlichkeiten der USA, die einen grenzenlosen nordamerikanischen Energiemarkt anstreben.

Kanadas Premierminister Jean Chretien genießt es, dem Nachbarn dessen Abhängigkeit von kanadischer Energie vor zu halten: „Wir liefern den USA 94 Prozent ihrer Erdgasimporte und fast 100 Prozent der Elektrizitätsimporte. 2002 lieferte Kanada den USA 17 Prozent ihres Roh- und raffinierten Öls, mehr als jeder andere ausländische Lieferant. Und das wichtigste: Wir sind ein sicherer Energielieferant, auf den sie sich verlassen können“, sagte er kürzlich in Chicago. Schon die Indianer nutzten die zähe Ölmasse, um ihre Birkenrindenkanus zu isolieren. Der Entdecker Peter Pond fand 1770 im Athabasca Öl. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts glaubte man, dass das Bitumen aus Ölseen unter der Erdoberfläche aufsteigt. Schließlich setzte sich die Überzeugung durch, dass das Öl mit Sand gemischt ist. In den zwanziger Jahren wurden Verfahren entwickelt, um Bitumen zu gewinnen: In heißem Wasser löste sich der Sand und sank. An der Oberfläche blieb Bitumen zurück. Im Prinzip wird diese Technik noch immer angewendet. Heute reißen gewaltige Bagger mit ihren Schaufeln den Boden auf. 80 bis 100 Tonnen können diese Monster mit einer Schaufel aufnehmen.

Die beiden Verfahren zur Gewinnung von Bitumen sind kostspielig: Beim „in situ“-Verfahren wird heißer Wasserdampf unter hohem Druck in Bohrlöcher gepresst. Hitze und Wasser machen das Bitumen im Sand dünnflüssiger und es kann abgepumpt werden. Wird Bitumen im Tagebau gewonnen, dann muss zunächst die 30 bis 50 Meter dicke Erdschicht abgetragen werden, die die ölhaltigen Schichten bedeckt. Entscheidend war in den 90er Jahren die Entwicklung des „Hydrotransports“. Der Ölsand wird bereits am Rande der Mine in einem Brecherwerk zerkleinert und mit warmem oder heißem Wasser und Natron zersetzt. Durch Pipelines fließt der Schlamm in die Verarbeitungsfabrik. In der Extraktionsanlage wird dann reines Bitumen gewonnen. Es ist ein dickflüssiges Öl, das früher fast nur zum Asphaltieren von Straßen verwendet werden konnte. Bitumen muss verbessert werden, bis es als synthetisches Rohöl auf den Markt kommen kann.

Fort McMurray kann sich auf weiteres Wachstum einstellen. In Nord-Alberta riecht es nach Öl. „Das ist der Geruch von Geld“, sagen die Menschen dort.





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